Blockbasiert oder Hochsprache: Welcher Weg führt zum besseren Programmierverständnis?
Immer wieder kommt die Frage auf, was im Schulunterricht eigentlich besser ist, blockbasiertes Programmieren oder das Arbeiten mit einer Hochsprache wie C++ oder Python. Beide Ansätze haben ihre Berechtigung, und beide vermitteln im Kern dieselben Prinzipien, allerdings auf ganz auf unterschiedliche Weise.
Viele Leute mit denen ich spreche betonen, dass Hochsprachen deutlich mächtiger sind und man damit ein viel tieferes Verständnis für Programmierung aufbauen kann. Das stimmt, wenn man bereits eine gewisse Erfahrung mitbringt und gezielt komplexe Abläufe oder große Projekte umsetzen möchte. Im schulischen Kontext sieht die Situation aber oft anders aus. Hier geht es zunächst darum, möglichst viele Schülerinnen und Schüler abzuholen, sie nicht zu verschrecken und grundlegendes Denken in Abläufen zu vermitteln. Meines Erachtens geht es in erster Linie nicht darum, die Grammatik dieser neuen Sprache zu lernen und sofort eine fehlerfreie Syntax zu schreiben, sondern die Vokabeln (Blöcke) reichen anfangs völlig aus.
Blockbasierte Programmierung bietet einen niedrigschwelligen Einstieg. Schüler*innen können sofort ausprobieren, wie sich Befehle auf das Verhalten eines Roboters oder einer Figur auswirken, ohne ständig über Klammern oder Semikolons zu stolpern. Der Fokus liegt auf der Logik, nicht auf der Schreibweise. Das sorgt für schnelle Erfolgserlebnisse und nimmt die Angst vor Fehlern. Ich finde das ist ein wichtiger Faktor, wenn man Programmierung zum ersten Mal erlebt.
Im weiteren Verlauf kann man diesen Ansatz natürlich erweitern. Hochsprachen sind unverzichtbar, wenn es um berufliche Orientierung, komplexere Projekte oder technische Tiefe geht. Deshalb setze ich beim Düvelbot auch auf ein zweistufiges Konzept. Der Einstieg erfolgt in Lernsituation 03 blockbasiert über Open-Roberta und in Lernsituation 04 bekommen die Schüler*innen erste Einblicke in die textbasierte Programmierung. So erkennen sie, dass hinter den bunten Blöcken dieselbe Logik steckt, nur eben in einer anderen Form. Im Wahlpflichtbereich mit berufsorientierendem Charakter wäre das komplette Aussparen der textbasierten Programmierung auch ein Vorenthalten der beruflichen Realität. Im allgemeinbildenden Pflichtfach Informatik (Nds.) kann und sollte das Thema jedoch getrost ausgespart werden.
Beide Wege können sich ergänzen. Entscheidend ist nicht, welche Methode „besser“ ist, sondern in welchen Kursen und zu welchem Zeitpunkt sie eingesetzt wird. Wenn Schülerinnen und Schüler zunächst mit Spaß und ohne Angst vor Überforderung an das Thema herangeführt werden, entsteht die Basis, auf der später auch komplexere, textbasierte Programmierung verstanden werden kann. Wer erst einmal das Prinzip des algorithmischen Denkens verinnerlicht hat, kann jede Sprache lernen, egal ob in Blöcken oder in Codezeilen.